Mein selbst gebauter Osage Bogen

 

11.7.2016

Gegen 9Uhr mache ich mich mit dem Wohnmobil auf den Weg nach Bellamont, wo ich bei Konrad Vögele einen Bogenbau Kurs vom 12.7.16 – 17.7.2016 gebucht habe. Mein Ziel für heute ist der Campingplatz Christophorus in Kirchberg an der Iller, wo ich die Nacht verbringe.

 

12.7.2016

Heute habe ich nur mehr eine halbe Stunde zu fahren um mein Reiseziel zu erreichen. Kurz nach 11 Uhr komme ich bei Konrad Vögele an und werde freundlich empfangen.

 

Da es die letzten Tage geregnet hat, stelle ich mich mit dem WOMO nicht auf die Zeltwiese, 

 

sondern nehme einen angebotenen Platz neben der Straße. 

 

Ich bekomme Strom für den Kühlschrank und andere Annehmlichkeiten ( Radio, TV,……)

Nach und nach treffen alle Teilnehmer ein und man lernt sich etwas kennen. 

 

Nach dem Mittagessen gibt es eine kurze  Vorstellungsrunde und danach geht es an’s „eingemachte“.

 

Konrad nimmt mit uns etwas Holzkunde durch, erklärt uns den Aufbau eines Baumes.

 

Danach bringt er mit einer Schubkarre eine genügend große Anzahl an Bogenhölzer. Es sind gleich mal lauter Osage-Staves und kein einziger Robinie-Stave, der im Kurspreis beinhaltet ist. Konrad meinte, dass dies ein Erfahrungswert ist. Aus den Gesprächen vorweg kann ich sagen, dass er damit völlig richtig lag.

 

Nun konnte sich jeder einen / seinen Stave aussuchen und Konrad um seine Meinung fragen. Ist schon erstaunlich, was ein Meister seines Faches, über ein Stück Holz mit Rinde schon alles sagen kann.

 

Nachdem jeder sein Stück Holz in Händen hielt, 

 

und schon jetzt glücklich war (zumindest kann ich das von mir behaupten), bekamen wir noch eine Einführung für die Benutzung / Handhabung des ersten Werkzeuges: das Ziehmesser. Der Jahresring für den Bogenrücken wurde bestimmt, dann ging es schweißtreibend zur Sache. Musste doch die Rinde und eventuell mehrere Lagen Früh- und Spätholz abgetragen werden. Mit dieser Aufgabe waren wir bis ca. 17Uhr beschäftigt. 

 

Vor dem Abendessen wurde der Bogenrücken mit Klarlack versiegelt.

 

13.7.2016

 

Zu allererst wurden heute die etwas gekrümmten Rohlinge begradigt. 

 

Danach die Bogenform und die Bogenlänge bestimmt. Mittels Schlagschnur wurde die Mitte des Bogenrückens markiert und die Linien der Bogenform wurden auf den Rücken gezeichnet.

 

Mit der Bandsäge hat Konrad dann den Bogen grob vorgeschnitten 

 

und wir machten uns mit der Raspel an die Arbeit. Bei den Enden wurde noch etwas mehr an Material  stehen gelassen, denn nun wurden mittels Heißluftpistole die Recurves gebogen. Eine interessante Aufgabe, die eigentlich recht simpel aussieht. 

 

Nachdem das Holz ausgekühlt war, kamen wieder Raspel und Feile zum Einsatz. Nächster Arbeitsgang: Horntips – dafür mussten die Enden der Recurves plan geschliffen werden. Die von Konrad vorgefertigten Rohlinge der Horntips wurden mittels Zwei-Komponenten Kleber und Zwingen angebracht 

 

und unser Werkstück wanderte in die Trocknungsbox.

 

14.7.2016

Heute wurden die Recurves mittels Heißluftpistole begradigt und einige Zeit mittels Zwingen in Stellung gehalten.

Der nächste Arbeitsschritt war das bearbeiten des Bogenbauches am 1. Wurfarmes. Mittels Bodentiller wurde immer wieder kontrolliert, ob der Wurfarm eine deutliche Biegung (Reaktion) zeigt. Dieses Vorgang wiederholt sich beim 2. Wurfarm, bis sich der Kraftaufwand für die Biegung beider Wurfarme ident anfühlt. Da hätte ich besser aufpassen sollen, was Konrad uns gesagt hat. Ich habe so Pi mal Daumen, den 2.Wurfarm abgearbeitet, OHNE ihn mit dem Bodentiller zu prüfen. Somit lies er sich leichter biegen als der Erste! Den musste ich nun dem 2ten angleichen. Kaputt ist der Bogen ja nicht, die gewünschte Zugkraft werde ich aber nicht mehr erreichen. Wie sagt man so schön – SELBER SCHULD!

Nun wurde es spannend – eine Schnur wurde angelegt und der Bogen wurde am Tillerstock eingelegt. Ein paarmal wurde der Bogen nun leicht gespannt und das Verhalten der beiden Wurfarme geprüft und miteinander verglichen.

Da die Wurfarme ja nicht gleich gewachsen sind, sondern manche einen gewachsenen Knick oder sonstige Eigenheiten haben, durften wir auf das Auge und die Erfahrung von Konrad zählen.

 

15.7.2016

 

Wurde die Reaktion der Wurfarme als zufriedenstellend eingestuft, wurde die Schnur beim Bogenbauerknoten verkürzt und der Bogen erstmals mit einer geringen Standhöhe gespannt. Das Verhalten der Recurves wurde geprüft und bei Bedarf nochmals ausgerichtet. Nun wurde an beiden Wurfarmen der größte Abstand vom Bogenbauch zur Schnur ermittelt. Bewegt sich die Differenz im Bereich von 5mm kann der Bogen nun 20x  leicht ausgezogen werden. Wird der Abstand größer, muss der andere Wurfarm nachgearbeitet werden. Messen – leicht ausziehen – messen. Tritt keine Differenz auf, wird die Schnur nochmals verkürzt, die Standhöhe erhöht und das Spiel beginnt von vorne, bis man eine Standhöhe von ca. 16cm erreicht hat. Nun wurde die Schnur durch eine Sehne ersetzt, Standhöhe gemessen, eventuell korrigiert. Die ersten sechs Pfeile konnten mit geringem Auszug geschossen werden. Wieder wurde der Abstand Bogenbauch – Sehne gemessen. Bei keiner Änderung konnten wir die nächsten 6 Pfeile von der Sehne lassen. Dieses Spiel wiederholte sich, bis wir den Bogen im Vollauszug belasten konnten. 

 

Nun wurden die Horntips auf ihre endgültige Form gebracht und der Griff wurde an die Hand angepasst. War diese Arbeit erledigt, ging es mittels Schleifpaier (120er, 180iger und 240ger) ans schleifen. Nach dem letzten Durchgang mit dem 240er wurde der Bogen mit einem feuchten Lappen abgewischt und bis nach dem Abendessen in die Trockenbox gelegt.

 

Der letzte Schliff erfolgte nach dem Abendessen mit einem 400er Papier, der Bogen wurde von Staub befreit und mit einem Hartöl eingeölt und man konnte das dadurch entstandene Farbenspiel der Hölzer bewundern.

 

Am Lagerfeuer wurde danach getrascht, ein oder …. Bierli getrunken. 

 

16.7.2016

 

Für den heutigen Tag war basteln angesagt. Der Griff wurde mit Leder 

 

oder Lederband 

 

überzogen und an der Vorderseite zusammengenäht. An der Griffober- und –unterseite wurde mittels Wickelgarn ein Abschluss gewickelt.  

 

Danach wurde eine Sehne aus 10 Strängen mit zwei Sehnenöhrchen gemacht. Das erfordert etwas Geschick und Fingerfertigkeit, besonders für die „patscherte“ linke Hand. 

 

Schlussendlich haben wir es alle geschafft unsere Sehne zu machen. Ob sie passt, ist noch zu prüfen. Kürzen kann man sie ja durch eindrehen, verlängern lässt sie sich aber nicht. Der Sehne wurde aufgespannt und die Standhöhe gemessen. War alles im „Grünen Bereich“, konnte die Mittelwicklung erstellt und der Nockpunkt gesetzt werden. Wieder einige Pfeile schießen und alles nochmals kontrollieren. Ein Recurve musste noch etwas ausgerichtet werden.  Mein Bogen bekam einen Namen und wurde von mir signiert, bevor er seine 1. Wachsschicht  bekam. Obwohl es schon etwas spät war, gingen wir noch in den Parcours. Ein bisschen Training für das morgige Abschlussturnier konnte ja nicht schaden.  

 

So spät wie am Vortag wurde es am Lagerfeuer nicht mehr.

 

17.7.2016

Die letzten Stunden des Kurses haben geschlagen. Nach dem Frühstück wurde das Abschlussturnier geschossen und ich glaube behaupten zu können, dass jeder glücklich war, egal welche Platzierung er erreicht hat. Von Konrad gab es für jeden Turnier-Teilnehmer ein kleines Geschenk und nach und nach haben wir uns verabschiedet.

 

Kurs – eine traumhafte Woche in der alles gepaßt hat und man vieles mitnehmen kann,

            bei der man auf alle Fragen Antwort bekommt

 

Verpflegung – immer äußerst schmackhaft und in genügender Menge,

                         kleine Snacks (Naschereien) und Obst immer parat,

                     zwischendurch und bei den Mahlzeiten Kaffee, Tee, Sprudel oder Wasser       

 

Kursleiter und Teilnehmer – Danke Konrad für das vermittelte Wissen

                                                 Danke an Uwe, Klaus, Andi, Tobias, Pradip, Rainer und Ingo

 

                                                 ( ich glaub‘, wir waren eine gute Truppe *ggg* )